Die großen Themenblöcke von Bits of Knowledge sind Finanzen, Bildung, Lifestyle, Gesellschaft und... Humankapital!
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Begriffsdefinition
Während die ersten vier Themen recht selbsterklärend sind, können sich viele unter Humankapital wahrscheinlich nicht so viel vorstellen. Deswegen schauen wir uns kurz an, um was es bei diesem Begriff geht.
Zu allererst möchte ich den Begriff etwas "entschärfen". Menschen in "Kapital" zu bewerten, finde ich schwierig und deswegen den Begriff nicht gut gewählt. Nehmen wir es für jetzt aber mal so hin, dass das Wort so heißt. In erster Linie ist der Begriff dazu da, zu quantifizieren, was unsere individuellen Stärken sind. Es geht auch darum, wir uns selbst und unsere Fähigkeiten besser kennenlernen und Bereiche finden, in denen wir uns gern verbessern würden. Mit geht es in diesem Beitrag nicht um irgendeinen monetären Wert, sondern darum, dass jeder in sich selbst mehr Potenzial entdecken kann. Und mit diesem Mindset lest ihr hoffentlich auch diesen Artikel ;)
Wikipedia schreibt dazu folgendes:
Humankapital (...) bezeichnet in der Wirtschaftswissenschaft die „personengebundenen Wissensbestandteile in den Köpfen der Mitarbeiter“.
Zu diesen Wissensbestandteilen können verschiedene Dinge gehören, die zu unterschiedlichen Verhältnissen je nach Individuum ausgeprägt und gemischt sein können. Das eigene Humankapital zu verstehen und auszubauen, ist ein wichtiger Schritt, um auch die individuelle Souveränität auszubauen.
Folgendes Bereiche sind Teilaspekte des Humankapitals. Es beinhaltet das erworbene, nützliche
Wissen
Fähigkeiten
Erfahrungen
Motivation
Innovationsfähigkeit
Anpassungsfähigkeit
Netzwerkwert
einer Person. Diese Liste ist ein Ansatzpunkt, sie hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder absolute Wahrheit. Sie soll nur als Startpunkt dienen, um den Begriff besser greifbar zu machen. Vielleicht entdeckt ihr Teile eures Humankapitals, die hier nicht gelistet sind. Schreibt mir gerne Anregungen und Ergänzungen in die Kommentare :)
Erklärung der Bestandteile
Da wir nun grob wissen, was alles in das Humankapital mit einfließt, werfen wir einen kurzen Blick auf die erwähnten Begriffe, um herauszufinden, wie wir unser Humankapital potenziell erhöhen können.
Wissen
Wissen ist die Summe an Dingen, die wir auf einem theoretischen Level in unserem Leben gelernt haben. Es kann viele Aspekte beinhalten und ist eine Grundvoraussetzung, um daraus einen praktischen Nutzen zu ziehen. Außerdem gibt es Bereiche an Wissen, die wir nicht aus Büchern oder über Worte lernen, sondern durch Erfahrungen.
Humankapital-Tipp: Bei Wissen ist oft die Menge und Tiefe in einem bestimmten Bereich relevant, weniger die Vielfalt über alle möglichen Bereiche.
Beispiel Mathematik. Jeder hat hier ein gewisses Grundwissen, allerdings dürfe es den meisten schwer fallen, aus diesem Grundstock einen Job um dieses Thema anzufangen oder ein Unternehmen aufzubauen, ohne dass sie dieses Wissen vertiefen müssen. Und auch wenn man vielleicht noch Physik-, oder Chemie-Basiswissen habe, bringt mich das nicht weiter. Wissen im Kontext von Humankapital ist meistens als Spezialisierung wertvoll.
In der heutigen Zeit können wir dank des technischen Fortschritts mehr Wissen deutlich schneller erlernen als alle unsere Vorfahren es jemals konnten. Vielleicht sogar, während du diesen Artikel liest. Sich neues Wissen anzueignen, funktioniert am besten, wenn es auf Bekanntem aufbaut. Man arbeitet sich also vom Groben ins Feine.
Zusätzlich unterscheidet sich je nach Person die Methode, mit der am effektivsten gelernt werden kann. Bücher lesen, Podcasts hören, Videos schauen oder das Internet nach Informationen durchsuchen, finde das, was für dich am Besten funktioniert. Bei mir persönlich und wahrscheinlich den meisten anderen ist es eine Kombination aus mehreren Methoden. Wenn man eine gewisse Menge an Wissen erlangt hat, wird man irgendwann auch als Experte auf diesem Gebiet bezeichnet.
Fähigkeiten
Wiederholt angewandtes Wissen führt zu Fähigkeiten. Auch eine Kombination an Wissen ist nötig, um neue Fähigkeiten zu erlangen. Wie schnell wir Fähigkeiten erlangen, ist von Person zu Person und von Bereich zu Bereich unterschiedlich. Zusätzlich spielt die Menge an Wissen eine Rolle dafür, wie ausgeprägt unsere Fähigkeiten in einem Bereich sein können.
Humankapital-Tipp: In den meisten Fällen spielt die Qualität deiner Fähigkeiten eine Rolle, weniger die Anzahl.
Die meisten Menschen werden im Laufe ihres Lebens zu Spezialisten. Das bedeutet nicht, dass sie nur eine Fähigkeit haben, sondern dass sie eine Fähigkeit bis zum Maximalen ausgebaut haben.
Eine persönliche Erfahrung aus meinem Leben beim Aufbau unseres Startups: Wenn du mit wenigen Leuten startest, ist es praktisch, wenn alle ein bisschen etwas können und noch nicht sehr spezialisiert sind. Die Eintrittshürden sind entsprechend auch geringer, man kann mit unerfahreneren Leuten starten.
Zum Beispiel gründet man ein Softwareunternehmen mit 3 Leuten. Der Programmierer übernimmt die technische Implementierung, kümmert sich nebenher noch um die User Experience und Interaktion mit der Anwendung.
Es gibt eine Grafiker, der sich um den visuellen Teil der Anwendung und die Vermarktung außenrum kümmert (Website, Product CI, externe Kooperationen usw.).
Die dritte Person übernimmt den kaufmännischen Bereich sowie die Kundenaquise, also Geschäftsführung, Buchhaltung, Networking usw.
Was passiert, wenn die Firma erfolgreich ist und wächst?
Sie wird nicht die gleiche Art von Leuten einstellen, mit denen sie gegründet hat. Sie wird nicht noch einen Programmierer einstellen, der noch ein bisschen etwas anderes macht, sondern zB. jemanden einstellen, der sich komplett um die UX und UI der Anwendung kümmert. Wenn Menschen mehrere verschiedene Aufgaben übernehmen, kristallisiert sich immer das heraus, was sie besser bzw. schlechter können. Jede Unternehmung strebt nach Optimierung deswegen werden starke Fähigkeiten gefördert und Defizite kompensiert. Eine mittelmäßige UX bringt in diesem Beispiel nichts, wenn der Code dafür sehr gut geschrieben ist. Eine erfolgreiche Firma wird immer versuchen, Spezialisten aufzubauen und nicht verschiedene Bereiche über die gleichen Leute zu fragmentieren. Die Qualität der erlangten Fähigkeiten steht somit langfristig über der Quantität.
Verschiedenes zu können ist eine gute Starthilfe, wenn du etwas eigenes aufbauen möchtest. Im Falle, dass du Erfolg hast, wird sich höchstwahrscheinlich automatisch ein Teil deiner Fähigkeiten ausbauen und ein anderer, vernachlässigter Teil wird durch jemand anderen, der deutlich besser darin ist, kompensiert. Damit steigert sich auch langfristig die Qualität des Gesamtergebnisses.
Erfahrungen
Schon als Kleinkind, bevor wir irgendetwas aktiv lernen, sammeln wir Erfahrungen und Eindrücke über die Welt, die automatisch unterbewusst in Wissen umgewandelt wird. Erfahrungen leben von dem Wunsch, "Neues entdecken zu wollen".
Humankapital-Tipp: Setze dich neuen Erfahrungen aus und probiere auch Dinge, die du noch nie gemacht hast. Nimm nicht an, dass du schon alles weißt oder kennst.
Erfahrungen unterscheiden sich zu Wissen in einem entscheidendem Punkt: Es gibt eine Form von Transferleistung, die man nicht eindeutig in Worte fassen oder als allgemein gültige Regel ableiten kann. Stattdessen ist es eher die Fähigkeit, auf neue Situationen angemessen zu reagieren, weil man ähnliche (aber nicht gleiche) Situationen schon in der Vergangenheit erlebt hat.
Wissen ist oft direkt, z.B. weiß ein Arzt, dass Fieber ein Sympton für unter Anderem folgende Erkrankungen ist: Blutvergiftung, Lungenentzündung, Grippe, Tumore und Schlaganfall. Krankeiten, die von Viren, Bakterien, Mutationen oder anderen Fremdkörpern ausgelöst werden, also ursächlich überhaupt nicht zusammenhängen.
Die erfolgreiche Diagnose hängt somit auch von seiner Fähigkeit ab, weitere Einflussfaktoren aufgrund seiner Erfahrung mit einzubeziehen. Möglicherweise treten beim Patienten noch weitere Symptome auf, mit denen der Arzt in der Vergangenheit schon mit anderen Patienten zu tun hatte und kann somit die richtige Behandlung vornehmen. Das hat er weniger erfahrenen Ärzten mit dem gleichen Grundstock an Wissen voraus.
Erfahrungen haben außerdem die Tendenz, emotional codiert zu werden. Das bedeutet, dass wir mit gemachten Erfahrungen Emotionen verbinden und auch andersrum, dass Erfahrungen uns stärker im Gedächtnis bleiben, wenn wir beim ersten Mal eine bestimmte Emotion empfunden haben. Schmerz und Freude sind starke Trigger, mit denen wir Erfahrungen verbinden können, um uns in eine bestimmte Richtung weiterzuentwickeln. Das erste Mal eine bestimmte Erfahrung zu machen, weil man sich überwunden hat, sorgt für ein Belohnungsgefühl und macht alle weiteren Schritte in diese Richtung deutlich leichter.
Motivation
Und damit wären wir auch beim Punkt Motivation. Dein gesammeltes Humankapital bringt dir nichts, wenn du nicht auch die Motivation hast, es anzuwenden. Und andersrum braucht es natürlich auch Motivation, das Humankapital zu vergrößern. Ein Arbeitgeber wird einen Großteil deines Humankapitals in deiner Motivation sehen, weil es deine gesamte Leistung beeinflusst.
Humankapital-Tipp: Suche dir Motivatoren; Dinge, die dich antreiben, weiterzumachen.
Motivation zu finden, ist oft nicht einfach und eine konstante Herausforderung. Wir unterscheiden hierbei zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation.
Intrinsische Motivation beschreibt die inneren Anreize, die für ein bestimmtes Verhalten notwendig sind. Z.B. das Gefühl, etwas schaffen zu wollen, um den eigenen Ansprüchen zu genügen. Oder der Wunsch, etwas Neues um seiner selbst Willen zu lernen. Intrinsische Motivation hat meist keinen externen Motivator.
Extrinsische Motivation geht mit einer Belohnung einher, die von außen für ein bestimmtes Verhalten "bezahlt" wird. Ein Beispiel dafür wäre das monatliche Gehalt für geleistete Arbeit. Es kann aber auch eine Art Selbst-Belohnung sein, wie z.B. dass man sich nach einem harten Arbeitstag eine Flasche Wein mit dem Lebenspartner aufmacht, oder sich kurz gesagt "mal was gönnt". Du oder jemand anders belohnt also dein Verhalten über einen äußeren Einfluss.
Beide Arten von Motivation gibt es auch im Negativen, also der Wunsch, eine Bestrafung von außen oder ein unangenehmes Gefühl von innen zu vermeiden.
Nachdem wir die beiden Arten von Motivation kennen, können wir auch Einfluss darauf nehmen, was uns motiviert. Wenn dein Ziel ist, mal ein Haus zu bauen, in dem du mit deiner Familie leben willst, ist das vielleicht ein Ansporn, einen hochbezahlten Job zu finden oder ein eigenes Unternehmen aufzuziehen, und das entsprechende Wissen und Fähigkeiten dafür zu erlangen.
Wenn du ein kreativer oder ehrgeiziger Mensch bist, hast du möglicherweise eher innere Anreize, um bestimmte Dinge anzugehen, um deinem eigenen Anspruch zu genügen. Beides ist in Ordnung und ein guter Start, um ein Ziel zu erreichen, solange es für euch individuell funktioniert.
Innovationsfähigkeit & Anpassungsfähigkeit
Ich nehme diese beiden Punkte zusammen, da sie sich sehr ähneln. Der Unterschied zwischen den beiden ist im Kern, dass bei Innovationsfähigkeit die Fähigkeit gemeint ist, ein unbekanntes oder neues Problem in Zusammenhang mit der Arbeit zu lösen, das in bestehenden Prozessen auftritt, während die Anpassungsfähigkeit eher im Kontext von makroskopischen Veränderungen zu betrachten ist. Also die Fähigkeit, sich in eine neue Rolle einzufinden, oder mit geänderten Arbeitsprozessen umzugehen.
Damit kann man den Antrieb verstehen, sich konstant zu verbessern, Probleme zu erkennen und zu lösen. Das eigene Humankapital steht von Natur aus in gewisser Konkurrenz zu anderen und zu der Zeit, die vergeht. Das bedeutet, wenn du einmal an einem Punkt bist, in dem du ein hohes Maß an Wertschöpfung als Bestandteil deines Humankapitals erreicht hast, heißt das nicht, dass du damit am Ziel bist und dich nicht mehr verändern musst. Möglicherweise gibt es neue Herausforderungen durch externe Faktoren, Arbeitsprozesse verändern sich durch fortschreitende Technik, oder jemand Neues mir ähnlichem Humankapital tritt in Konkurrenz zu dir. Du musst dich also anpassen, um nicht abgehängt zu werden.
Eine positive Einstellung gegenüber neuen Herausforderungen hilft, um im Bereich Innovationsfähigkeit gut abzuschneiden. Manchmal kommt es vor, dass Innovationsfähigkeit mit anderen Aspekten des Humankapitals negativ korreliert. Jemand, der schon sehr viel Wissen oder Fähigkeiten in einem Bereich angehäuft hat und feststellt, dass eine bekannte Lösung aufgrund von externen Veränderungen nicht mehr funktioniert, wird der Herausforderung erstmal negativer eingestellt sein, als jemand, der zum ersten Mal mit diesem Problem konfrontiert ist. Insbesondere für erfahrenere Menschen in einem bestimmten Bereich ist es also wichtig, sich die Innovations- und Anpassungsfähigkeit zu bewahren.
Netzwerkwert
Dieser Aspekt wird oft übersehen. Damit ist gemeint, in wiefern du jemand bist, der für andere Teilnehmer im "Netzwerk" einen Mehrwert schafft, oder als Positiv-Multiplikator für andere funktioniert. Bist du eine Respektsperson, ein Ruhepol in deinem Team, oder jemand, der bei schwierigen Entscheidungen zu Rate gezogen wird. Es geht hierbei nicht darum, in einer Hierarchie höher zu stehen, sondern eine Form von sozialem Bonus oder eine Form von Ansehen, das man bei anderen Menschen unabhängig von festgelegten Strukturen hat. Charisma, Respekt und Inspirationsfähigkeit spielen hier auch mit rein.
Es ist schwer, diesen Punkt nach festgelegten Schritten zu lernen, er ergibt sich mehr daraus, was ihr anderen Menschen an für sie erkennbarem Wert vermitteln könnt, z.b. durch eure Entscheidungen und durch eure Interaktionen mit ihnen.
Fazit
Damit wäre das Humankapital grob erklärt. Abschließend sei nochmal gesagt, dass es nicht darum geht, den Begriff als Konkurrenz-Indikator zu sehen oder Menschen einen Preis aufzustempeln. Es ist dazu gedacht, euch dabei zu helfen, das Beste in euch selbst zu erkennen und das, was ihr wollt, zu fördern.
Wenn ihr noch weitere Aspekte kennt oder Fragen habt, schreibt sie gerne in die Kommentare.
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